Marwitz
Erstmalig wurde das Angerdorf am Ostrand des Gliens im Jahre 1345 schriftlich erwähnt. "Die Marwitz" ist eine aus dem Elbslawischen stammende Bezeichnung für einen Ort, an dem es Ameisen gibt. Es ist wahrscheinlich, dass die Familie von Marwitz den Namen des Dorfes annahm und im 13. Jahrhundert auf ihren späteren Stammsitz Marwitz (Marwice) bei Landsberg/Warthe in der Neumark übertrug. Bereits 1259 wurde ein Theoderius de Marwitz als Zeuge in einer markgräflichen Urkunde genannt.
Das Dorf selbst, das Tongefäßfunden im Bereich vom Löwensee zufolge schon vor der deutschen Kolonisation bestand, wurde 1350 dem Grafen Ulrich von Lindow als Teil des Schlosses Bötzow (seit 1665 Oranienburg genannt) aus der Hand des Markgrafen Lehen gegeben. In den nachfolgenden Jahrhunderten war der Ort unter verschiedenen Herren aufgeteilt, von denen sich am längsten die von der Gröben zu Kotzeband, die von Krämer zu Eichstädt und Vehlefanz, und die von Bredow zu Kremmen hielten.
Das Zurückfallen vieler ehemaliger Lehnsgüte an den Kurfürsten legte den Grundstein zur Einrichtung des späteren königlichen Gutes, das sich nördlich der Kirche befand, jedoch Anfang des 19. Jahrhunderts nach Wendemark verlegt wurde.
Die wechselnden Herrschaftsverhältnisse begünstigten die einheimischen Bauern, die auf dem Lehm des Glien zu dem fruchtbaren Acker fanden.
Im Jahre 1872 kaufte der Eichstädter Gutsbesitzer Müller nicht nur die Hennigsdorfer Ziegelwerke, sondern auch den Marwitzer Tonberg, von wo er das braune Gold des Glien zuerst per Pferdebahn, später mittels einer Druckluftleitung in die Havelstadt transportieren ließ. An die in Velten schon 1828 begründete Tradition der Tonverarbeitung knüpfen noch heute die Werkstätten der Hedwig Bollhagen an, deren Markenzeichen HB weithin bekannt ist.
Zu einer intensiveren Entwicklung von Marwitz kam es erst nach der Reichsgründung im Jahre 1878, an die noch die etwa 125 Jahre alte Friedenseiche an der ehemaligen Schule auf dem Dorfanger erinnert.
Gegenüber dieser historischen Stelle beherbergt ein altes, aus gelben Klinkern erbautes Gebäude, die Kita der Gemeinde. Bis zum Ende der 80-ger Jahre war hier die Schule untergebracht. In früheren Jahren wurde sogar Unterricht bis zur 8. Klasse erteilt. Auf Grund der gesunkenen Kinderzahlen wurde die Einrichtung jedoch leider geschlossen. Ein weiteres historisches Denkmal ist auf dem Dorfanger, unweit des Gemeindebüros, zu finden. Hier erinnert eine Steintafel an die Wiedervereinigung Deutschlands. Hinsichtlich der Tradition und der Geschichte sollte aber auch die Turnhalle, die vor einiger Zeit restauriert wurde, erwähnt werden.
Die Einwohnerzahl entwickelte sich seit der Gründerzeit enorm. Hatte Marwitz 1800 gerade einmal 455 Einwohner, so verdoppelte sich ihre Zahl von 663 im Jahre 1858 auf 1392 im Jahre 1895, 1925 waren es bereits 1683, zuzüglich fünf am Tonberg und 33 im Rettungshaus.
Letzteres wurde im September 1857 am Bärenklauer Weg zum Zweck der "Erziehung sittlich gefährdeter Knaben während des schulpflichtigen Alters" gegründet und u.a. vom Kreis Osthavelland finanziell unterstützt. Heute ist es als "Haus im Wind" eine Stätte, an der behinderte Menschen ein würdiges Leben und Arbeiten ermöglicht wird.
Während die Osterweiterungen Anfang des Jahrhunderts sich zum Urstromthal hin in Richtung Velten und Hennigsdorf (Mollop, nach einer dort Mitte des 18. Jahrhunderts erbauten Ziegelei benannt, die einem Maulwurfshügel ähnelte) abspielten, sollen die zur Zeit 1.306 Marwitzer in Zukunft neue Nachbarn nördlich und westlich des Dorfes in den Wohngebieten "Am Siebgraben" und "Ziegenkruger Weg" bekommen.
Der Ziegenkruger Weg selbst, benannt nach dem Ende der 60er Jahre abgerissenen Gasthaus auf dem Glien, stellt eine Verbindung in den sagenumworbenen Krämerwald her, der neben den Seen südlich des Ortskernes und den Hügeln östlich und nördlich Marwitz sehr zur Attraktivität des Ortsteiles beiträgt.
Sehenswert ist nicht zuletzt die hübsche barocke Kirche mit ihrer berühmten Orgel im Dorf selbst, ein 1767 um einen mittelalterlichen Kern angelegter Putzbau mit zwei Glocken aus dem 14. und 15. Jahrhundert.
Marwitz stellt sich dem Betrachter heute als ein, von den Bewohnern und politisch Verantwortlichen sehr gepflegtes und mit viel Liebe und Sachverstand geführtes Dorf dar.